Kaum ein Material vermittelt so viel Wärme und Geborgenheit wie Holz – und kaum ein Gestaltungselement beeinflusst die Wirkung von Räumen so stark wie Licht. Im Gespräch mit Benny Herzog von KMD Licht wird deutlich, wie fein abgestimmt dieses Zusammenspiel sein muss, damit Wohnräume, Büros oder Hotels ihre volle Wirkung entfalten. Warum dunkle Hölzer seine Favoriten sind, weshalb Lichtqualität oft unterschätzt wird und wie smarte Systeme unseren Alltag verändern – das erzählt er im Interview mit uns.

Herr Herzog, wenn Sie an die Kombination von Licht und Holz denken – was ist das Erste, das Ihnen in den Sinn kommt? Welche Stimmung oder Wirkung verbinden Sie mit diesem Zusammenspiel?
Ganz klar: Wohlfühlen, Geborgenheit, Familie. Holz ist für mich ein Material, das Wärme und Natürlichkeit ausstrahlt. Eine Kombination mit Licht vergleiche ich es gern mit einem Spaziergang im Wald – am Morgen fühlt sich das ganz anders an als in der Nacht. Die Atmosphäre verändert sich komplett, je nachdem, wie das Licht fällt. Genau das fasziniert mich: Mit Licht kann man unglaublich viel herausholen, aber auch schnell etwas kaputt machen. Holz ist Wohlfühl – und unser Licht ist Wohlfühl.
Welche Trends prägen aktuell die Innenbeleuchtung – gerade für Architekt:innen und Innenarchitekt:innen?
Der Trend geht ganz klar Richtung klein, fein und hochwertig. Heute spielt die Qualität des Lichts eine viel grössere Rolle als früher. Viele wissen gar nicht, dass schlechtes Licht Holz regelrecht verfälschen kann – Eiche zum Beispiel enthält Gerbsäure und wirkt unter minderwertiger Beleuchtung schnell grünlich. Mit einer hohen Farbwiedergabe dagegen erscheint das Holz so, wie es wirklich ist.
Bereits unsere, ich sage, einfacheren Systeme erreichen heute schon 80 % Farbwiedergabe, während hochwertige Produkte bei über 93 % liegen. Diese Qualität zahlt sich optisch sofort aus. Früher lag dieser Wert der Farbechtheit weitaus tiefer.
In der Hotellerie ist zudem indirekte Beleuchtung ein grosses Thema – hinter dem Bett, in der Garderobe, rund um den Fernseher. Solche Lichtquellen sorgen für Entspannung und eine ausgewogene Lichtverteilung.
Was die Steuerung betrifft: Smarte Systeme sind definitiv gefragt. Viele Kundinnen und Kunden möchten ihr Licht über Apps bedienen – etwa mit der Philips-Hue-App. Das lässt sich inzwischen problemlos integrieren. Trotzdem bin ich persönlich kein grosser Fan davon: Jede App bringt potenzielle Systembruchstellen mit sich, und manchmal funktioniert etwas einfach nicht mehr. Ich mag Lösungen, die zuverlässig und stabil laufen. Ich selbst bevorzuge eher professionelle Bussystem.
Ebenfalls spüren wir aktuell ein Trend hin zu helleren Hölzern. Ich persönlich mag dunkle Hölzer besonders – geräucherte Eiche, Nussbaum, Kirsche, Birne. Auch rustikal bearbeitete oder „gehackte“ Oberflächen finde ich spannend. Ich bin eher der Typ für die dunklen Geschichten, da lässt sich auch mehr mit dem Licht arbeiten.
Im Büro hat Licht grossen Einfluss auf Produktivität und Wohlbefinden. Worauf sollte man bei der Lichtplanung in Arbeitsumgebungen besonders achten?
Die Lichtfarbe ist entscheidend. Für konzentriertes Arbeiten eignet sich kühles Licht – etwa 4000 Kelvin –, weil es aktivierend wirkt und weniger müde macht. Am Kundentisch dagegen sollte das Licht warm und einladend sein; zu kaltes Licht wirkt schnell steril.
In grossen Unternehmen sind Beleuchtungskonzepte in der Regel bereits von Lichtplanern vorgegeben. Da liefern wir nach präzisen Vorgaben. Bei kleineren Projekten beraten wir hingegen individuell: Für Komforträume empfehlen wir warmes Licht, für Arbeitsbereiche kühleres. Wer flexibel bleiben möchte, setzt auf dimmbare Systeme oder Regler, die von 2600 bis 6000 Kelvin variieren können.
Wichtig sind auch drei Faktoren: Lichtstärke, Lichtfarbe und Lichtqualität – am besten über 90 %. Dazu kommt die Positionierung einer Lichtquelle. Ein Beispiel: Hände auf einer Tastatur dürfen keine Schatten werfen. Egal ob im Homeoffice oder im Grossraumbüro – entscheidend ist, dass ausreichend und gut platziertes Licht vorhanden ist.
Und wie sieht das im privaten Umfeld aus – etwa in Küche, Bad oder Wohnraum?
Licht schafft Atmosphäre. Früher hat eine 60-Watt-Glühbirne einen ganzen Raum ausgeleuchtet. Heute haben wir unzählige kleine LED-Quellen, versteckte Beleuchtung und Stimmungslichter – da kommen schnell 200 Watt zusammen. Gerade beim Essen mit Familie oder Freunden ist ein dimmbares, dezentes Licht wichtig. Mit schwachen LEDs allein erreicht man kein echtes Wohlfühllicht.
Ich erinnere mich an die alten Theaterspiegel mit Halogenlampen – das war perfektes, warmes Licht, ideal zum Schminken. Früher hatte jedes Badezimmer 3000 Kelvin und damit 100 % Lichtqualität. Heute ist in Badezimmern viel kaltweisses Licht verbaut, leider. Unsere Kundinnen und Kunden wünschen sich jedoch wieder warmweisses, hochwertiges Licht – mit bis zu 95 % Farbwiedergabe.
Licht ist nicht gleich Licht. Wie finden Sie die passende Lösung für ein Projekt?
Wir arbeiten sehr praxisorientiert. Viele Projekte laufen heute über sogenannte Bussystem, die unterschiedliche Lichtszenarien automatisch steuern. In der Schweiz gibt es mittlerweile über hundert verschiedene Systeme. Sie sind noch nicht überall verbreitet, aber definitiv ein Zukunftsthema – vor allem, weil sie Komfort und Flexibilität bieten.
Eine gute Planung ist entscheidend, damit Licht und Möbel perfekt zusammenspielen. Wie gehen Sie dabei vor?
Die Zusammenarbeit mit den Schreinern und Innenarchitekt:innen ist zentral. Nur wenn wir frühzeitig eingebunden sind, können wir die Beleuchtung harmonisch integrieren – technisch wie ästhetisch. Schnittstellen und Details müssen genau abgestimmt werden, damit das Endergebnis wirkt, als wäre Licht und Möbel aus einem Guss.
Zum Schluss: Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem Licht die Wirkung von Materialien besonders verändert hat?
Ein schönes Beispiel sind unsere Projekte im Weinkeller-Bereich. Dort entstehen richtig stimmungsvolle Installationen – mit Lichtsystemen, die ausschliesslich für den Effekt da sind. Indirekte Beleuchtung betont die Struktur des Holzes, lässt den Raum lebendig wirken und schafft eine Atmosphäre, die man einfach spürt.
Geschätzter Herr Herzog, vielen Dank für das Interview mit Ihnen.

